Berlinfahrt 2023
Nachdem wir uns vor drei Jahren an die Corona-Situation anpassen mussten und somit keine andere Wahl hatten als unseren Alltag umzugestalten, Gewohnheiten zu ändern und Traditionen zu vernachlässigen, kehrte Ende 2022 langsam, aber immer sicherer die Normalität zurück in unsere Leben.
Das bedeutet: Der Verzicht auf große Feiern, Konzerte und Reisen nimmt endlich ein Ende, und wir können wieder unter Leute kommen, ohne uns um unsere Gesundheit zu sorgen. Die Pandemie-Zeit war für uns alle nicht einfach und hat vor allem uns Jugendlichen viele Chancen auf wertvolle, teilweise prägende Erfahrungen genommen. Deshalb haben wir uns umso mehr gefreut, dass nun, im Jahr 2023, die Berlinfahrt der Schülerinnen und Schüler der zehnten Jahrgangsstufe seit 2019 zum ersten Mal wieder stattfinden konnte.
Viele Monate wurde diskutiert und verhandelt. Denn es war keine unkomplizierte Entscheidung. Zurecht gab es Bedenken, ob die Berlinfahrt, die bisher immer in der zehnten Jahrgangsstufe stattgefunden hatte, nicht doch auf die folgende jahrgangsstufe verschoben werden sollte. Denn als erster Jahrgang im wiedereingeführten G9 haben wir einige Veränderungen bezüglich des Lehrplans, Ausflüge und Veranstaltungen bereits hinter uns und erwarten zukünftig noch mehr. Die aufgeschobene Berlinfahrt wäre jedoch eine der unbeliebteren Veränderungen gewesen. Schließlich war das Skilager in der siebten Jahrgangsstufe im Jahr 2019 unsere letzte Klassenfahrt gewesen und kurz darauf folgte Corona, wodurch alles, worauf wir uns bislang eingestellt hatten, auf den Kopf gestellt wurde. Wir Schülerinnen und Schüler waren also durchaus zufrieden mit dem finalen Entschluss: Alle vier zehnten Klassen sollten im April 2023 nach Berlin fahren.
Die langen Verhandlungen hatten den Vorteil, dass wir nicht wie vorherige Jahrgänge am Anfang des Jahres bei Minusgraden durch die Großstadt ziehen mussten, sondern es nur mit dem regnerischen Frühling zu tun hatten. Das Hotel, in dem wir untergebracht waren, war selbst unseren 'Berlinern' Lehrkräften unbekannt. Unsere Unterkunft befand sich im östlichen Bezirk Lichtenberg. Von dort aus orientierten wir uns täglich per Google Maps, um an unsere Ziele zu gelangen. Wir hatten die Möglichkeit, uns durch Museumsbesuche, Ausstellungen und dem typischen Sightseeing unmittelbar mit den Themen unseres Unterrichts in Geschichte sowie in Politik und Gesellschaft auseinander zu setzen. Anstatt nur über historische Ereignisse zu lesen, besuchten wir die Orte, an denen sich alles abspielte.
Zeitzeugen führten uns durch das ehemalige Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen, in dem sie selbst vor etwa 40 Jahren inhaftiert waren. Im Holocaust-Memorium wurden wir anhand von Audio-Guides über die ermordeten Juden und ihr Leben aufgeklärt. Im Gegensatz zum Brandenburger Tor und der Siegessäule haben wir uns das Reichstagsgebäude nicht nur angesehen, sondern waren live bei einer Plenarsitzung des Bundestags dabei.
Die Berlinfahrt, ob sie nun in der zehnten oder elften Jahrgangsstufe stattfindet, ist eine bedeutsame Ergänzung zum normalen Unterricht und bleibt hoffentlich auch in der Zukunft beste Bildungstradition am Willstätter-Gymnasium!
Wer weiß, was sich die nächsten Jahre noch alles ändern kann?
Audrey Marshall, 10 a
